Am 06. Juni 11 beschäftigten sich die Mitarbeitenden der Ökumenischen TelefonSeelsorge Untermain mit den Bildern, die sie und andere von Vergewaltigungen im Kopf haben. Vergewaltigungsmythen nannte dies Frau Gerti Metz, die Leiterin des Selbsthilfe- und Beratungszentrums für Frauen (SEFRA) in Aschaffenburg. Diese Mythen, so ihr Fazit, entschuldigen zumeist die Täter. Es besteht die Gefahr, dass die Mitarbeiter der TelefonSeelsorge durch diese Bilder im Kopf bei der Begleitung der Opfer am Telefon beeinflusst sind.
„Vergewaltigt werden nur junge und attraktive Frauen, die nachts alleine im kurzen Rock durch den dunklen Park gehen und dort auf einen fremden Mann treffen“, so denken viele. Dies ist der meist gedachte Vergewaltigungsmythos, denn die Realität der Opfer zeigt, dass Frauen jeglichen Alters, unabhängig von Kleidung und Aussehen, an allen Orten vergewaltigt werden. 90 % aller Vergewaltigungen finden im familiären und nahen sozialen Umfeld statt. Täter sind Partner, Verwandte oder gute Bekannte. Nur in 10 % aller Vergewaltigungen ist der Täter der Frau nicht bekannt. Auch der Mythos, dass es einen Täter plötzlich überkommt und er dann vergewaltigt, ist falsch. Alle Vergewaltigungen – so Metz – sind geplant.
Das Wirken der Vergewaltigungsmythen lässt gerade Frauen, deren Täter der Ehemann, Partner oder ein naher Verwandter war, unglaubwürdig erscheinen. Es wird ihnen schnell eine Mitschuld gegeben. Häufig auch bei der Justiz, denn Täter aus der Familie oder aus dem Freundeskreis werden zumeist frei gesprochen. Oft auch mangels Beweisen. So werden durch die Bilder im Kopf die Täter geschützt.
Bei Gesprächen am Telefon mit Opfern von Vergewaltigungen ist es wichtig, ihnen zu glauben. Dazu ist es notwendig, im Gespräch sich die eigenen Mythen bewusst zu machen, damit nicht unterschwellig eine Mitschuld gegeben wird. Für die Opfer ist es wichtig, über das Erlebte zu sprechen, damit es verarbeitet werden kann.