Telefonseelsorge: Ökumenische Einrichtung legt Bilanz vor -
14 858 Anrufer im vergangenen Jahr
14 858 Anrufe sind im vergangenen Jahr bei der Telefonseelsorge eingegangen. Wie die in Aschaffenburg angesiedelte Ökumenische Telefonseelsorge Untermain mitteilt, haben die 67 Mitarbeiter 7665 Stunden mit Anrufern geredet, die Hilfe oder eine Ansprache suchten.
Das sind etwa 40 Anrufe an einem Tag. Zwei Drittel der
Anrufer seien Mädchen und Frauen gewesen. Die meisten der erwachsenen
Anrufenden leben alleine. Die Altersspanne der Gesprächsuchenden reichte von
fünf 5 bis über 80 Jahren.
Ehrenamtliche Mitarbeiter
Die Mehrzahl von ihnen rief in einer Krise oder während einer
Erkrankung mehrfach an. »Sie nutzen die Telefonseelsorge zum Aussprechen und
zur Stabilisierung«, heißt es in der Bilanz. Entgegengenommen werden die Anrufe
von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese lassen die Anrufenden von ihren
Problemen erzählen und nehmen sie und deren Situation an. »Dies erleben viele
Anrufende als große Wertschätzung«, so die Erfahrung der Telefonseelsorge.
Die Berater versuchen, den Anrufern
weiterzuhelfen. Das mag die Aussicht auf ein klärendes Gespräch sein, kann aber
auch in einem Rat bestehen, ein Gedicht zu lesen oder Musik zu hören. Bei Bedarf
verweisen die Mitarbeitenden auf Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen am
Untermain.
Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge werden in
einer einjährigen Ausbildung qualifiziert, mit den verschiedensten Menschen und
Problemen umgehen zu können: bei Beziehungsproblemen, Einsamkeit, psychischen
Erkrankungen, finanziellen Schwierigkeiten und Krisen wie Trennung und
Scheidung. Sie sind geschult in Selbsterfahrung und Gesprächsführung.
Unterstützt werden die Ehrenamtlichen durch
regelmäßige Supervision und Fortbildungen. 12 Stunden im Monat sind sie für
Anrufende da, jeden zweiten Monat auch in der Nacht. Für die Mitarbeiter ist
das Gemeinschaftsgefühl wichtig. Andere lernen im Umgang mit anderen viel dazu,
auch für das eigene Leben.
Die Telefonseelsorge Untermain sucht Männer und
Frauen für die ehrenamtliche Arbeit am Telefon.
Der nächste Ausbildungskurs beginnt Mitte
Oktober 2015. Informationen sind auf der Homepage WWW.TS-UNTERMAIN.DE oder
unter der Büronummer 06021/325 365 zu bekommen. Interessenten sollten sich bis
Ende Juli melden. Redaktion
Hintergrund: Suizid Hauptthema bei Telefonseelsorge
Die
Telefonseelsorge ist die meistgewählte Nummer unter den Telefonberatungen. Das
hat eine wissenschaftliche Untersuchung der
Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen bestätigt. Häufig
sind psychische Erkrankungen und vor allem der Gedanke, sich das Leben nehmen
zu wollen, Grund für einen Anruf. Über 57 000 Gespräche wurden zum Thema
Suizid geführt, viele davon mit chronisch kranken
Menschen, aber auch mit Jugendlichen.
Die Telefonseelsorge als niedrigschwellige Einrichtung werde auch Angeboten
vorgezogen, die auf junge Menschen spezialisiert sind. Träger der
Telefonseelsorge sind die Evangelische und
die Katholische Kirche in Deutschland. Die Deutsche Telekom trägt sämtliche
Gebühren für die unter den beiden Sondernummern geführten Telefongespräche. Das Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt die
Telefonseelsorge in Deutschland durch finanzielle Zuschüsse. Eine 20-seitige
Fassung des Untersuchungsberichts wird im Januar 2016 in der Publikation
»Telefonseelsorge interdisziplinär« beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen, veröffentlicht. (Redaktion)
Veröffentlicht vom Main-Echo, am 28. Juli 2015