Der 20. Weltkongress der Telefonseelsorge hat am Mittwoch in Aachen seine inhaltliche Arbeit aufgenommen. Zum Auftakt würdigte der Vizepräses der rheinischen Landeskirche, Christoph Pistorius, in einem Grußwort die Arbeit der Telefonseelsorger.
Sie gewährleisteten, dass es rund um die Uhr Gesprächspartner gebe, bei der sich Menschen in Not aussprechen könnten. Das Angebot der Telefonseelsorge in Deutschland sei ökumenisch organisiert, stehe aber allen Menschen unabhängig von ihrer religiösen Einstellung offen, betonte Pistorius. Mit ihrer Gesprächsbereitschaft machten die Seelsorger etwas von der Zusage Gottes erfahrbar, dass er für alle eine "grundlegend gute Nachricht" bereithalte. Pistorius verwies insbesondere auf eine gewandelte theologische Einstellung zum Suizid. Diese sei früher von Vorurteilen geprägt gewesen, heute jedoch frei von moralischer Bewertung.
An dem bis Freitag andauernden Kongress nehmen etwa 1.600 Vertreter aus 33 Ländern teil. Zentrales Thema der rund 200 Veranstaltungen ist die Suizidvorbeugung. Gastgeber des Treffens unter dem Motto "For life to go on" (Damit das leben weiter geht) ist die Telefonseelsorge der evangelischen und katholische Kirche in Aachen.
Soziale Isolation ist ein häufiges Problem
Laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz haben die Mitarbeiter der Telefonseelsorge in Deutschland allein im Jahr 2015 gut 56.000 Gespräche mit Menschen geführt, in denen Selbstmord eine Rolle spielte. Über die Hälfte davon leide nach eigenen Angaben unter einer diagnostizierten psychischen Erkrankung. Mehr als zwei Drittel der Anrufer hätten demnach angegeben, alleinstehend zu sein, etwa die Hälfte sei arbeitslos oder erwerbsunfähig.
Zu den Referenten des Kongresses gehört Teresa Enke, die Witwe des Fußballprofis Robert Enke, der sich im November 2009 das Leben nahm. Auch der pensionierte US-amerikanische Polizist Kevin Briggs, der mit Suizidgefährdeten an der Golden Gate Bridge Gespräche führte, berichtet über seine Erfahrungen.
Neue Broschüre zum Thema Suizidprävention
Die Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellten aus diesem Anlass am Mittwoch eine gemeinsame Publikation zum Thema Suizidprävention vorgestellt. Mit der Broschüre wollten die beiden Kirchen darauf hinweisen, dass die Verhinderung von Selbsttötungen in der Telefonseelsorge eine große Rolle spiele, hieß es in einer Mitteilung der Bischofskonferenz.
Deren Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx und der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, haben für die Publikation "Suizidprävention – Damit das Leben weiter geht" ein gemeinsames Vorwort verfasst. "Als Christen glauben wir, dass das menschliche Leben ein kostbares Geschenk Gottes, unseres Schöpfers ist, für das wir gemeinsam Verantwortung tragen", schreiben Marx und Bedford-Strohm.
(kim/KNA)