Die Gewalttaten in Würzburg, München, Reutlingen und Ansbach haben uns aufgeschreckt. Sie stellen uns wieder einmal vor Augen, dass es im Leben Ereignisse gibt, auf die wir keinen Einfluss haben und die Leben vernichten oder schmerzlich aus der Bahn werfen können. So kann es passieren, dass plötzlich alles anders ist und nicht mehr wie „davor“ werden wird. Mit dem Erschrecken ist die Angst, dass das Leben unsicher und unberechenbar ist, wieder gekommen.
Wie mit dieser Angst umgehen? Sie wird von vielen nach außen agiert und entlädt sich in Hasstiraden auf den Islam, Muslime, Geflüchtete, deren Helfer/innen und auf Politiker/innen. Sie ist der Grund nach schnellem Handeln und mehr Überwachung zu rufen – um die Illusion aufzubauen „alles in den Griff“ bekommen zu können. Andere suchen ihre Sicherheit im Wunsch nach einem starken Menschen (zumeist denken sie dabei an einen Mann), und/oder sie folgen einfachen Parolen, bei denen klar zu sein scheint wer und was gut und böse ist. Wieder andere nehmen die Angst nach innen: sie gehen nicht mehr zu Veranstaltungen und fühlen sich hilflos und ohnmächtig ausgeliefert. Sie setzten darauf (von ihnen gedachte) Gefahrenlagen zu meiden.
Ein weiterer Weg mit dieser Angst umzugehen ist anzuerkennen, dass Ungewissheit und Angst vor plötzlichen schmerzlichen Veränderungen zum Leben gehören. Auf der ganzen Welt mussten Menschen die Erfahrung machen, dass aus verschiedenen Beweggründen getötet und verletzt wird. Dies verbindet uns.
Mir hilft ein Gebet meine Angst zu beruhigen: „Gott, auf Dich vertraue ich, in deine Hände lege ich das Leben meiner Lieben und mein eigenes.“ Diese Worte frei nach Psalm 31,6 hilft mir innerlich ruhiger zu werden, wenn ich z.B. beim Einsteigen in einen Zug Angst aufsteigen spüre.
Vielleicht haben Sie andere Bibel-, Gedichtverse, Liedzeilen oder Bilder, die ihnen helfen, wenn die Angst vor der Unsicherheit des Lebens in Ihnen hoch kommt.
Eine angstfreie Woche wünscht Ihnen
Christiane Knobling
Leiterin der Ökumenischen TelefonSeelsorge Untermain
veröffentlicht am 30.07.2016 im Main-Echo unter der Ruprik Kreuzwort